38. Kapitel

Das Wunder in Subiaco

 

(II,38,1)

Benedikt wirkt auch in der Höhle, die er früher in Subiaco bewohnt hat, noch jetzt herrliche Wunder, wenn der Glaube der Hilfesuchenden es verlangt. Erst kürzlich ist geschehen, was ich erzählen will.

Eine geistesgestörte Frau, die ganz von Sinnen war, schweifte über Berg und Tal, durch Wälder und Felder bei Tag und bei Nacht und ruhte nur, wenn die Müdigkeit sie dazu zwang. Eines Tages war sie sehr unruhig, verirrte sich und kam, ohne es zu merken, zur Höhle des heiligen Mannes, des Vaters Benedikt; sie trat ein und blieb dort. Am anderen Morgen verließ sie die Höhle geheilt; sie war so klar bei Sinnen, als wäre sie nie vom Wahnsinn befallen gewesen. Zeit ihres Lebens blieb ihr die Gesundheit erhalten, die sie dort wieder erlangt hatte.

 

Über den Glauben und die Liebe im Heiligen Geist

 

(II,38,2)

PETRUS: Wie erklären wir das, was wir sooft auch bei der Fürsprache der Märtyrer beobachten: Ihre Leiber erweisen sich nicht so segensreich wie das, was sonst an sie erinnert, und sie wirken größere Wunder an Orten, wo sie nicht begraben sind?

 

(II,38,3)

GREGOR: Wo die heiligen Märtyrer mit ihren Leibern ruhen, Petrus, da können sie ohne Zweifel viele Zeichen wirken, wie sie es auch tun; unzählige Wunder erweisen sie denen, die mit aufrichtigem Herzen darum bitten. Doch Kleinmütigen könnten Zweifel kommen, ob die Märtyrer auch dort gegenwärtig sind und Erhörung schenken, wo ihre Leiber offensichtlich nicht ruhen. Darum müssen sie dort größere Wunder wirken, wo Kleinmut an ihrer Gegenwart zweifeln könnte.

Wer aber in Gott gefestigt ist, erhält größeren Lohn für seinen Glauben, weiß er doch, dass die Märtyrer dort zwar nicht leiblich ruhen, aber die Erhörung dennoch nicht versagen.

 

(II,38,4)

Deshalb sagte die Wahrheit selbst, um den Glauben der jünger zu stärken: »Wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen« [Joh 16,7]. Da bekanntlich der Beistand, der Geist, immer vom Vater und vom Sohn ausgeht, warum sagt dann der Sohn, er werde weggehen, damit derjenige kommt, der doch nie vom Sohn weggeht? Die Jünger, die den Herrn im Fleisch schauten, verlangten danach, ihn für immer mit ihren leiblichen Augen zu sehen; deshalb wurde ihnen zu Recht gesagt: »Wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht kommen.« Damit meint er offenbar: »Wenn ich euch meinen Leib nicht entziehe, kann ich nicht zeigen, was die Liebe des Gelstes ist, und wenn ihr nicht aufhört, mich leiblich zu schauen, lernt ihr nie, mich im Geist zu lieben.«

 

(II,38,5)

PETRUS: Was du sagst, findet meine Zustimmung.

GREGOR: Jetzt müssen wir aber unser Gespräch für eine Weile unterbrechen. Wir möchten ja auch noch Wunder von anderen erzählen. Einstweilen wollen wir im Schweigen neue Kraft zum Reden schöpfen.

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Barmherziger Gott,

durch die Geburt

deines Sohnes

aus der Jungfrau Maria

hast du der Menschheit

das ewige Heil geschenkt.

 

Lass uns immer und überall

die Fürbitte der gnadenvollen

Mutter erfahren,

die uns den Urheber

des Lebens geboren hat,

Jesus Christus,

deinen Sohn,

unseren Herrn und Gott,

der in der Einheit

des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht

in alle Ewigkeit. Amen


(Tagesgebet am Hochfest

der Gottesmutter Maria

1. Januar)