21. Kapitel

Die Hungersnot

 

(II,21,1)

Ein andermal war in dieser Gegend Kampaniens eine Hungersnot ausgebrochen. Großer Mangel an Lebensmitteln bedrängte alle; auch im Kloster Benedikts fehlte bereits der Weizen. Fast alle Brote waren schon verzehrt, so dass für die Mahlzeit der Brüder nur noch fünf vorhanden waren.

Da nun der ehrwürdige Vater sah, wie niedergedrückt die Brüder waren, suchte er sie wegen ihres Kleinmutes durch sanften Tadel zurechtzuweisen und durch eine Verheißung aufzurichten: »Warum seid ihr traurig, weil ihr kein Brot habt? Heute gibt es zwar nur wenig, morgen jedoch werdet ihr im Überfluss haben.«

 

(II,21,1)

Am folgenden Tag fand man zweihundert Scheffel Mehl in 2 Säcken vor der Pforte des Klosters. Bis heute weiß niemand, durch wen der allmächtige Gott sie hatte bringen lassen.

Als die Brüder das sahen, dankten sie Gott. So lernten sie aus der Erfahrung der Fülle, in der Not nicht zu zweifeln.

 

Über die Gabe der Prophetie

 

(II,21,3)

PETRUS: Sag mir bitte: Soll man annehmen, dass die Geistesgabe der Prophetie diesem Diener Gottes immer zur Verfügung stand oder nur zu bestimmten Zeiten seinen Geist erfüllte?

GREGOR: Petrus, der Geist der Prophetie erleuchtet den Geist der Propheten nicht ständig. Denn vom Heiligen Geist steht geschrieben: »Er weht, wo er will.« [Joh 3,8] So muss man wissen, dass er auch weht, wann er will. In diesem Sinn ist Nathan zu verstehen: Als er vom König gefragt wurde, ob er den Tempel bauen solle, gab er zuerst seine Zustimmung, später aber verbot er es [vgl. 2Sam 7,1-17]. So ist auch Elischa zu verstehen: Als er die Frau weinen sah, ohne zu wissen weshalb, sagte er zu dem Diener, der sie fernhalten wollte: »Laß sie; denn ihre Seele ist betrübt. Doch der Herr hat mir den Grund verborgen und mir nicht mitgeteilt« [vgl. 2Kön 4,27].

 

(II,21,4)

In seiner großen Güte hat der allmächtige Gott es so geordnet: Manchmal gewährt er den Geist der Prophetie, bisweilen entzieht er ihn; dadurch erhebt er den Geist der Propheten zu großer Höhe, bewahrt ihn aber in der Demut. Wenn sie den Geist empfangen, sehen sie, dass sie aus Gott sind, und wenn sie andererseits den Geist der Prophetie nicht haben, erkennen sie, was sie aus sich selbst sind.

 

(II,21,4)

PETRUS: Wie du sagst, so ist es; dein klarer Gedankengang überzeugt mich. Bitte erzähle weiter vom ehrwürdigen Vater Benedikt, woran du dich noch erinnerst.

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Barmherziger Gott,

durch die Geburt

deines Sohnes

aus der Jungfrau Maria

hast du der Menschheit

das ewige Heil geschenkt.

 

Lass uns immer und überall

die Fürbitte der gnadenvollen

Mutter erfahren,

die uns den Urheber

des Lebens geboren hat,

Jesus Christus,

deinen Sohn,

unseren Herrn und Gott,

der in der Einheit

des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht

in alle Ewigkeit. Amen


(Tagesgebet am Hochfest

der Gottesmutter Maria

1. Januar)