Der Einsturz der Mauer
(II,11,1)
Ein anderes Mal arbeiteten die Brüder an einer Mauer, die etwas erhöht werden musste. Der Mann Gottes hatte sich in seine Zelle zurückgezogen und war ins Gebet vertieft. Da erschien ihm der Alte Feind und sagte mit höhnischen Worten, er gehe jetzt zu den Brüdern, die draußen an der Arbeit seien.
Sofort ließ der Mann Gottes ihnen durch einen Boten ausrichten: »Gebt acht, Brüder! Noch in dieser Stunde kommt zu euch der Böse Geist.« Kaum hatte der Bote ausgesprochen, da warf der Böse Geist die Mauer um, an der sie gerade arbeiteten; die Trümmer erdrückten einen jungen Mönch, den Sohn eines Hofbeamten. Alle waren traurig und sehr erschüttert, nicht wegen der eingestürzten Mauer, sondern weil ihr Bruder verunglückt war. Voll Schmerz berichteten sie es gleich dem heiligen Abt Benedikt.
(II,11,2)
Da ließ er den Schwerverletzten zu sich bringen. Sie konnten ihn nur in einem Umhang tragen, denn die herabstürzenden Mauersteine hatten ihm nicht nur Arme und Beine, sondern auch die Knochen zerschmettert.
Der Mann Gottes ließ ihn sofort in seiner eigenen Zelle auf das Psiathion, die Binsenmatte, legen, auf der er immer betete, schickte die Brüder hinaus, schloss die Zelle und betete inständiger als sonst. Da geschah das Wunder: Noch in derselben Stunde schickte Benedikt ihn unversehrt und gesund wie vorher an seine Arbeit zurück.
So konnte der junge Mönch, durch dessen Tod der Alte Feind Benedikt hatte verhöhnen wollen, mit den Brüdern die Mauer fertigbauen.
(II,11,3)
In dieser Zeit entfaltete sich bei dem Mann Gottes auch die Geistesgabe der Prophetie; er sagte Zukünftiges voraus und teilte den Anwesenden mit, was in der Ferne geschah.